Die Grächte
Die historische Altstadt von Amsterdam ist in aller Welt für ihre Schönheit bekannt. Die Grachten mit ihren stattlichen Herrenhäusern aus dem 17. Jahrhundert verleihen der Stadt einen besonderen Charme und sind ein wichtiger Bestandteil unseres kulturhistorischen Erbes. 2010 ist der Grachtengürtel auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen worden. Diese Platzierung ist ein Zeichen der internationalen Anerkennung, die dem einzigartigen Wert und der Schönheit dieses Viertels zukommt. Im Sommer wie im Winter sind die Grachten eine Augenweide für zahlreiche Besucher aus allen Teilen der Welt.
Von 1614
Die im Jahre 1614 angelegte Herengracht ist eine dieser Grachten. Sie ist neben der Keizersgracht und der Prinsengracht zugleich die bekannteste der drei großen Grachten. Der Singel, eine Gracht, an der sich weitere Gebäude des Ambassade Hotels befinden, ist ebenfalls ein Teil des mittelalterlichen Stadtkerns von Amsterdam.
„Sonntagmorgen auf der Singel“
Foto: Bernard Eilers / Datum: 1907 – 1909
In der Ferne sieht man die Häuser der Ambassade Hotel’s auf der Singel Seite.
Singel und Herengracht
Die ältesten Häuser der Herengracht stehen auf der Seite mit den ungeraden Hausnummern. Hier befindet sich auch das Ambassade Hotel. Diese Seite der Gracht war bereits bebaut, bevor die drei großen Grachten angelegt wurden. Die ungerade Seite wird ebenso wie der Singel einer früheren Phase der mittelalterlichen Stadtentwicklung Amsterdams zugeordnet, einer Zeit, in der alle Ränge und Stände noch bunt gemischt Tür an Tür lebten und arbeiteten. Die neu angelegte Gracht sollte buchstäblich eine Wasserscheide zwischen den neuen Reichen und dem Mittelstand bilden. Die Trennung der Klassen ist auch vom Wasser aus gut zu erkennen. War der alte Singel noch ein Binnenhafen mit hölzernen Zugbrücken, die größeren Schiffen mit ihren Handelswaren die Durchfahrt ermöglichten, so ist die elegante Herengracht mit ihren Steinbrücken nur für kleinere Ausflugsboote und Lieferantenkähne zugänglich.
Architektur
Charakteristisches Merkmal der Grachtenhäuser sind ihre unverwechselbaren Giebel in der Fassade des Daches. Typisch für die erste Phase des Grachtenausbaus sind die historischen Treppengiebel, die wie Stufen aussehen, sowie die diagonal zulaufenden Schnabelgiebel, die in der Spitze ein Rechteck bilden. Etwa ein halbes Jahrhundert später entstanden die ersten reicher verzierten Flaschengiebel, die einem Hals mit einem Kragen ähneln, sowie die mit einer Glocke vergleichbaren Glockengiebel und – für die breiteren Häuser – Leistengiebel, die durch einen flachen Fassadenabschluss gekennzeichnet sind. Im 18. Jahrhundert wurden die älteren Giebel oft durch ein klassizistisches Fronton oder eine Attika mit Balustrade ersetzt. Zu dem Zeitpunkt wurde Wohnen und Arbeiten immer mehr voneinander getrennt.
Im Jahre 1953, mehr als drei Jahrhunderte nach dem Anlegen der Herengracht, wurde das erste Gebäude des Ambassade Hotels an der Herengracht 349 eröffnet.
Das Ambassade Hotel
Im 19. Jahrhundert beherrschten Neoklassizismus, Neorenaissance und weitere Baustile das Bild der Stadt. Jetzt kamen ebenerdige Hauseingänge in Mode (Vortreppen wurden einfach abgerissen), wodurch sich auch das Erscheinungsbild der Grachtenhäuser entscheidend änderte. Vortreppen vor Fassaden aus dem 19. Jahrhundert weisen daher oft darauf hin, dass der Kern des Gebäudes wesentlich älter ist.
Neu in dieser Ära war auch das Bauen im großen Stil. Dieses Phänomen breitete sich insbesondere im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts weiter aus. Viele Bauten wurden in dieser Zeit abgerissen, um Platz für den Ausbau von Banken und Büros zu schaffen. Dieser Trend setzte sich fort, wodurch sich der Schwerpunkt wieder vom Wohnen auf das Arbeiten verlagerte. Die Gebäude an der Herengracht sind heute eine buntes Gemisch aus Stilen des 17., 18. und 19. Jahrhunderts, hier und das gespickt mit Bauten aus jüngerer Zeit.
Ursprünglich war die Gracht nicht als Wasserstraße geplant. Auch die schöne Aussicht spielte keine Rolle. Auf alten Stichen sind kaum Boote abgebildet. In den Grachten lagen auch keine Schiffe vor Anker. Die Hauptfunktion der Grachten war vielmehr die Entwässerung des feuchten Bodens, um Bauland zu gewinnen.
Nichtsdestotrotz erwies sich das Wasser nicht nur als praktisch, sondern auch als schön. Die schon bald angepflanzten Bäume, die sich graziös über die Grachten neigen, verschönerten den Anblick noch mehr und spendeten den nötigen Schatten. Für das Be- und Entladen von Booten stellten sie eher ein Hindernis dar.